Michaela Maria Müller

Bücher

Mitterndorf

Cover: Oda Ruthe

 

April 1986. Die siebzehnjährige Resa arbeitet bei ihrem Vater auf dem Fischerhof, einem der letzten verbliebenen Bauernhöfe in der Gegend. Sie will den Hof nicht übernehmen, hat jedoch keine Ahnung, wie sie das ihrem Vater beibringen soll. Seit Kurzem haben sie einen neuen Nachbarn, Lothar Görlich, der mit Oskar Wolf im Austragshaus gegenüber lebt und mit einer einzigen Kuh eine Rinderzucht mit Uckermärkern aufbauen will, einer Rasse, die in der DDR für die Fleischproduktion gezüchtet wurde. Resa interessiert sich sehr dafür, doch im Dorf stoßen allein die Pläne auf Ablehnung. Als es im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum Super-GAU kommt und der Fallout auch der Landwirtschaft in Deutschland schweren Schaden zuzufügen droht, setzt sich die Erkenntnis durch, dass neue Zeiten anbrechen. Anhand alter Dokumente erfährt Resa endlich mehr über die Vergangenheit des Hofes und ihre Familie und der schweigsame Vater beginnt, sich den Fragen seiner Tochter zu stellen.

Dorothea Friedrich in der Süddeutschen Zeitung:

Ist „Mitterndorf“ also einer der derzeit angesagten Regionalromane? Die Antwort ist: Jein. Einerseits schildert Müller in nüchterner Sprache das Leben ihrer Protagonisten in ihrem engen Lebensrahmen zwischen Kuhstall und Jahresversammlung der Holzbauern. Andererseits beschreibt sie gekonnt und kenntnisreich den unaufhaltsamen Verfall traditioneller Strukturen. Die Bauern müssen sich nach dem bösen Motto „wachsen oder weichen“ ausrichten, um noch eine Zukunftsperspektive zu haben, die ersten Discounter siedeln sich an. Die türkischen Arbeiter in ihren Werkswohnungen werden konsequent ausgegrenzt. DDR-Flüchtling Lothar wird misstrauisch beäugt. (…) So ist es die Konzentration auf das Wesentliche, auf die Romancharaktere, die „Mitterndorf“ so lesenswert machen. Regt doch die Müllersche Sprache Verstand und Fantasie gleichermaßen an.

Nina Apin in der taz.die tageszeitung:

„Mitterndorf“ ist ein moderner Heimatroman. Und, so darf man wohl vermuten, auch ein autobiografischer. Das titelgebende Dorf westlich von Dachau gibt es wirklich. Hier, auf einem Familienhof in der oberbayerischen Provinz, ist auch die Autorin Michaela Maria Müller aufgewachsen. In einer Zeit, als Kirchweih und Holzverlosung noch den Festrhythmus im Dorf bestimmen – aber Discounter und Milchquoten bereits die Existenz der letzten Kleinbauern bedrohen.

Müllers Schreibstil ist ebenso geerdet wie das Milieu, das sie beschreibt. Sie zeichnet ihre Bauern mit viel Sympathie, aber ohne jene Überhöhung, die Au­to­r:in­nen an den Tag legen, wenn sie vom großstädtischen Schreibtisch aus aufs Landleben blicken.

Michaela Maria Müller: Mitterndorf, 216 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-96982-040-7; €22,00 (D)/ €22,60 (A), auch als E-Book erhältlich. Erschienen im März 2022 im Quintus Verlag, bestellbar.

Vergangene Termine:

Lesekreis „Lesbar“ in der Stadtbücherei Dachau am 22. April, 19.30 Uhr, Max-Mannheimer Platz 3, Dachau.

Im Stadtsalon Safari in Wittenberge am 29. April 2022, 19.30 Uhr.

In der script Buchhandlung in Kooperation mit dem Thalia Kino am 30. Mai 2022, Rudolf-Breitscheid-Str. 50, 14482 Potsdam, 19 Uhr. Moderation: Kerstin Seefeldt.

In der Buchhandlung Subtext am 23. Juni 2022, Sparkassenplatz 4, 85221 Dachau, 19.30 Uhr. 

Buchpremiere am 25. März 2022, 19 Uhr im REH Geyersbach, Kopenhagener Str. 17, 10437 Berlin. Moderation: Arno Orzessek.